Die Übersetzung deutscher attributiv gebrauchter Partizipialkonstruktionen ins Niederländische. Eine Analyse und ein Vergleich anhand von fünf deutschen Romanen und deren niederländischen Übersetzungen. (Arno de Jonge)

 

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6 Die Evaluation des Tertium Comparationis

 

6.1 Einleitung

 

In Kapitel 1 habe ich angegeben, dass zwei Sachen nicht ohne weiteres – d.h. direkt – miteinander verglichen werden können, sondern nur indirekt über ein Tertium Comparationis, also über ein oder mehrere Elemente, die beide Sachen gemeinsam haben. Für diese Arbeit bedeutete das konkret, dass ein Tertium Comparationis gefunden oder konstruiert werden musste, mit dem die deutschen attributiv gebrauchten Partizipialkonstruktionen und deren niederländische Entsprechungen analysiert und miteinander verglichen werden konnten. Die theoretischen Grundprinzipien für die Konstruktion des Tertium Comparationis aus Kapitel 3 resultierten in Kapitel 4 denn auch in einem konkreten Tertium Comparationis. Anhand dieses Tertium Comparationis habe ich in Kapitel 5 erst die Art und Weise, wie deutsche attributiv gebrauchte Partizipialkonstruktionen ins Niederländische übersetzt werden, analysiert und dann auf der Basis dieser Analyse Regelmäßigkeiten aufgespürt und Generalisierungen formuliert. Damit ist die Arbeit allerdings noch nicht ganz erledigt, denn wegen der entscheidenden Rolle, die das Tertium Comparationis in Bezug auf die Forschungsergebnisse dieser Arbeit spielt, habe ich in Kapitel 1 als letzte die Frage formuliert, wie das Tertium Comparationis als Instrument für die Analyse der Art und Weise, wie deutsche attributiv gebrauchte Partizipialkonstruktionen ins Niederländische übersetzt werden, funktioniert. Mit anderen Worten, wie ist die praktische Anwendbarkeit des Tertium Comparationis? Diese Frage werde ich im vorliegenden Kapitel beantworten.

 

 

6.2 Die praktische Anwendbarkeit

 

Wie wir gesehen haben, beinhaltet die Anwendung des Tertium Comparationis die Ausfüllung des Datenformulars. Das Datenformular besteht wieder aus drei Datenkarten:

- Datenkarte 1: Ergebnisse der syntaktischen Analyse;

- Datenkarte 2: Ergebnisse der semantischen Analyse;

- Datenkarte 3: Die festgestellten Verschiebungen, deren Belegstelle und deren Art.

 

Die Ausfüllung der Datenkarten ist ziemlich einfach und geht eigentlich wie von alleine, wenn dafür deutliche Anleitungen gegeben worden sind. Neben den allgemeinen Anleitungen in Kapitel 4 habe ich in Subparagraph 5.2.1 einige Punkte formuliert, die spezielle Beachtung verdienen. So habe ich in Bezug auf die strukturelle Umwandlung in ein Adjektiv angegeben, dass die Aspekte ‚Wortart des Attributs‘ und ‚Wortform des Attributs‘ nicht zutreffen, weil die Verschiebung in Bezug auf den Aspekt ‚Struktur‘ von partizipial in adjektivisch schon zeigt, dass da eine Umwandlung in ein Adjektiv stattgefunden hat; Verschiebungen in Bezug auf die Aspekte ‚Wortart des Attributs‘ und ‚Wortform des Attributs‘ wären meiner Meinung nach in diesem Fall doppelt gemoppelt. Ein zweiter Grund besteht darin, dass es strukturelle Umwandlungen gibt, wobei die Bestimmung der Wortart nicht so einfach ist wie bei der strukturellen Umwandlung in ein Adjektiv. Was macht man z.B. im Falle einer strukturellen Umwandlung in ein Präpositionalattribut wie in Konstruktionspaar 55 lärmbelasteten-met geluidsoverlast? Präposition? Substantiv? Ich bin der Ansicht, dass es hier unmöglich ist, die Wortart des Attributs zu bestimmen und dass es auch aus diesem Grund sauberer ist, die Aspekte ‚Wortart des Attributs‘ und ‚Wortform des Attributs‘ in genannten Fällen außer Betracht zu lassen. Wenn man aber will oder anderer Meinung ist, ist es selbstverständlich möglich, diese Aspekte mit einzubeziehen. Das Tertium Comparationis bietet dem Benutzer also ein bestimmtes Maß an Anwendungsfreiheit, wenn man nur darauf achtet, wie man es macht und warum.

 Meine Bemerkungen über den Aspekt ‚die Wortart des Attributs‘ im vorigen Absatz weiter ausarbeitend, schlage ich vor, diesen Aspekt im Tertium Comparationis zu löschen. In keinem der zweihundertsechzig deutsch-niederländischen Konstruktionspaare, die ich in dieser Arbeit analysiert habe, habe ich in Bezug auf diesen Aspekt eine Verschiebung festgestellt: Es ist entweder von einem Verb oder von einem nicht zutreffenden Fall die Rede. Wie schon angedeutet, umfasst der Aspekt ‚Struktur‘ eigentlich den Aspekt ‚Wortart‘ und daher ist er überflüssig. Der Aspekt ‚Wortart des Attributs‘ trifft als einzelner Aspekt nur zu, wenn Sprachenpaare bestehen, die bezüglich des Aspekts ‚Struktur‘ identisch sind und sich bezüglich des Aspekts ‚Wortart des Attributs‘ voneinander unterscheiden. Ob solche Sprachenpaare vorkommen, kann ich nicht beurteilen. Für das Sprachenpaar Deutsch-Niederländisch gilt dies jedenfalls nicht. Beim Aspekt ‚Wortform des Attributs‘ sieht die Situation jedoch ganz anders aus. Konstruktionspaare wie 49 angelehnte-openstaande, 59 von Herzen kommendes-van harte gesproken und 233 ernstzunehmende-serieus te nemen haben deutlich gemacht, dass deutsch-niederländische Konstruktionspaare bezüglich des Aspekts ‚Struktur‘ identisch sein können und sich bezüglich des Aspekts ‚Wortform des Attributs‘ voneinander unterscheiden können. Der Aspekt ‚Wortform des Attributs‘ muss also ein einzelner Aspekt bleiben.

 Auch hinsichtlich der Aspekte ‚Kollokation‘, ‚Figuration‘ und ‚Konnotation‘ kommen keine oder fast keine Verschiebungen vor. Anders als beim Aspekt ‚Wortart des Attributs‘ schlage ich hier nicht vor, dass sie im Tertium Comparationis gelöscht werden. Meiner Meinung nach bestehen keine Gründe dafür. Dass nur in einem deutsch-niederländischen Konstruktionspaar, und zwar in Konstruktionspaar 71 Gesammelten-Verzamelde, der Aspekt ‚Kollokation‘ zutrifft, dass bezüglich des Aspekts ‚Konnotation‘ in keinem der zweihundertsechzig Konstruktionspaare eine Verschiebung auftritt, dass hinsichtlich des Aspekts ‚Figuration‘ nur in einem Konstrukionspaar, und zwar in Konstruktionspaar 248 sich gegen alles und jedes sträubendes-zich tegen alles en iedereen verzettende, eine Verschiebung vorkommt, sind keine Gründe dafür, diese Aspekte über Bord zu werfen. Es zeigt nur, dass in Bezug darauf deutsch-niederländische Konstruktionspaare, die aus einer deutschen attributiv gebrauchten Partizipialkonstruktion und deren niederländischer Übersetzung bestehen, mit einer sehr niedrigen Wahrscheinlichkeit Verschiebungen aufweisen. Die Möglichkeit besteht jedoch.

 In Konstruktionspaar 237 von Amtlichkeit befreit-bevrijd van de ambtelijke toon unterscheiden sich die deutsche und niederländische Konstruktion in Bezug auf die Stellung der einzelnen Glieder voneinander. In der deutschen Konstruktion steht das 2. Partizip befreit an letzter Stelle, während die niederländische Entsprechung bevrijd die erste Stelle einnimmt. Im Tertium Comparationis, wie ich das konstruiert habe, wird diesem Aspekt keine Beachtung geschenkt. Über die Frage, ob dies zu Recht oder zu Unrecht ist, kann man diskutieren. In dieser Arbeit trifft dieser Aspekt auf einige wenige deutsch-niederländische Konstruktionspaare zu, spielt aber bei einer großen Mehrheit der Paare gar keine Rolle. Es wäre also möglich gewesen, die deutsch-niederländischen Konstruktionspaare in Bezug auf den Aspekt ‚Stellung der Konstruktionsglieder‘ zu analysieren und miteinander zu vergleichen, aber Sinn hätte das meiner Meinung nach nicht gemacht. Die Ausarbeitung dieses Aspekts wäre wegen der Analyse und Besprechung der Art und Weise, wie im Deutschen einerseits und im Niederländischen andererseits die Satzbaupläne aussehen, sehr arbeitsintensiv gewesen und hätte wenig bis gar nichts ergeben. Wie dem auch sei, wichtig ist, dass dieser oder irgendein Aspekt ins Tertium Comparationis eingefügt werden kann, wenn man das für ratsam oder erforderlich hält.

Die Grundlage der semantischen Analyse bildet das Architransem. Anhand dieses Konstrukts wird nämlich bestimmt, ob in der semantischen Relation zwischen Ausgangstextkonstruktion und Zieltextkonstruktion Verschiebungen aufgetreten sind oder nicht. Die Crux der semantischen Analyse liegt denn auch bei der Formulierung des Architransems und ich muss gestehen, dass dies nicht immer leicht war. So war ich im Falle des Konstruktionspaares 59 von Herzen kommendes-van harte gesproken anfangs der Meinung, dass hier von einem radikalen Bedeutungswandel die Rede war, denn kommendes und gesproken sind Attribute, die auf den ersten Blick nichts miteinander gemein haben. Aber die Kombination mit von Herzen und der Bezugssatz, der klar ein ausgesprochener Satz war, führten dazu, dass ich kommendes nicht so sehr als eine Bewegung im Sinne von ‚fortbewegen‘, sondern eher als eine Bewegung im Sinne von ‚Laute hervorbringen‘ auffasste. Durch diese Auffassung habe ich schließlich als Architransem ‚hörbar machen‘ formuliert. Das Element ‚irgendwoher kommen‘ in kommendes bleibt allerdings behalten und das macht den Unterschied zwischen kommendes und gesproken aus. Die semantische Relation zwischen beiden ist daher eine des Kontrastes. Ich kann nicht leugnen, dass ein Fall wie dieser auf der Grenze zwischen Tatsache – d.h. objektiver Feststellung – und Gefühl – d.h. subjektiver Beurteilung – liegt. Auf die Formulierung des Architransems muss folglich der größte Sorgfalt verwendet werden.

Das Beispiel mit dem Konstruktionspaar 59 zeigt zugleich, dass auch der Kontext eine wichtige Rolle bei der Formulierung des Architransems spielen kann. In Paragraph 3.7 habe ich angegeben, dass sich der Vergleich wegen der Tatsache, dass die zu untersuchenden Einheiten – d.h. deutsche attributiv gebrauchte Partizipialkonstruktionen – die Ebene des Satzes nicht übersteigen und sich nicht auf den Text als Ganzes beziehen, d.h. nicht repräsentativ für den ganzen Text sind, auf der mikrostrukturellen Ebene abspielt. Das stimmt ganz und gar, aber bei der Formulierung der unterschiedlichen Architranseme ist hervorgegangen, dass in manchen Fällen der Kontext erforderlich ist, um diese formulieren zu können. In Subparagraph 5.3.4 habe ich als Beispiel das Konstruktionspaar 196 auflodernden-laaiende genannt, wobei aus dem Kontext klar hervorgeht, dass das deutsche Verb ‚auflodern‘ ‚plötzlich lodernd emporflammen‘ bedeutet, und nicht ‚heftig brennen‘, was in der niederländischen Konstruktion mit laaiende ausgedrückt wird. Obwohl die Obergrenze der Analyse und des Vergleichs anhand des Tertium Comparationis in dieser Arbeit der Satz ist, übersteigt das Tertium Comparationis an sich in dem Sinne diese Ebene, dass es bezüglich der Formulierung des Architransems manchmal die Ebene oberhalb des Satzes braucht.

Nicht nur ist für die Analyse das eine oder andere Mal eine höhere Ebene als der Satz erforderlich, sondern auch besteht in dem Sinne gelegentlich eine Wechselwirkung zwischen der syntaktischen Analyse auf der einen Seite und der semantischen Analyse auf der anderen Seite, dass sie sich gegenseitig beeinflussen. Normalerweise füllt man erst Datenkarte 1 aus und danach Datenkarte 2. Wenn man das z.B. im Falle des Konstruktionspaares 51 hervorstechenden-meest in het oog springende machen würde, ergäbe es vier Hinzufügungen, und zwar des Adverbs meest, der Präposition in, des Artikels het und des Substantivs oog. Hat das hier jedoch Sinn? Meiner Ansicht nach nicht, denn der niederländische Ausdruck in het oog springen ist eine lexikalische Einheit, die aus vier zusammengehörenden Wörtern besteht und ‚sofort auffallen‘ – das Architransem des Konstruktionspaares 51 – bedeutet. Wenn man das Verb springen und die Präpositionalkonstruktion in het oog als einzelne Bedeutungselemente betrachten würde, würde das buchstäblich ‚ins Auge hineinspringen‘ bedeuten, was hier absolut nicht zutrifft. Deswegen muss in het oog springende als eine semantische Form betrachtet werden, die die niederländische Entsprechung des deutschen Originals hervorstechenden darstellt. Die am Anfang festgestellten Hinzufügungen in, het und oog müssen demnach gestrichen werden, sodass nur die Hinzufügung des Adverbs meest übrigbleibt. Mit anderen Worten, bei Konstruktionspaaren wie Konstruktionspaar 51 hervorstechenden-meest in het oog springende muss erst das Architransem formuliert werden, damit die syntaktische Analyse richtig durchgeführt werden kann. Wenn das nicht im Voraus deutlich ist, wird das nach einer richtig durchgeführten syntaktischen Analyse bei der Formulierung des Architransems zutage treten. Ein zweite Form der Wechselwirkung besteht, wie ich in Paragraph 4.6 angegeben habe, daraus, dass die Art der Verschiebungen – formal oder substantiell – erst nach der Ausfüllung der Datenkarten 1 und 2 in gegenseitiger Abhängigkeit bestimmt wird. Diese beiden Formen machen die Wechselwirkung zwischen der syntaktischen und semantischen Analyse aus.

Problematisch bei der semantischen Analyse war das Auftreten mehrerer, gegensätzlicher Verschiebungen bezüglich des Aspekts ‚Konzept‘. In Subparagraph 5.2.1 habe ich das Beispiel des Konstruktionspaares 52 mauersprengendes-muur-opblazend verwendet, in dem zwischen dem deutschen Attribut mauersprengendes und dem niederländischen Attribut opblazend dem Architransem ‚(Mauern) mit Gewalt öffnen‘ gegenüber einerseits eine Relation der Verallgemeinerung besteht, weil mauersprengendes wegen des Elementes ‚mauer‘ spezischer als opblazend ist, und andererseits eine Relation der Spezifizierung besteht, weil opblazend wegen dessen Bedeutung (‚mithilfe von Sprengstoff öffnen‘) spezifischer als (mauer)sprengendes (‚mit Gewalt öffnen‘) ist. Ich habe für dieses Problem eine künstliche Lösung bedacht, indem ich im Architransem Klammern verwende: In Klammern stehen diejenigen Elemente, die für den Vergleich des (der) deutschen und des (der) niederländischen Attributs (Konstruktion) durch das Architransem notwendig sind, mit der Grundbedeutung an sich aber eigentlich nichts zu tun haben. Eine andere Lösung wäre z.B. gewesen, mehrere, gegensätzliche Verschiebungen festzustellen und sie auch als solche zu bezeichnen. Ich habe dies nicht gemacht, denn ich bin der Meinung, dass in Bezug auf einen einzelnen semantischen Aspekt ein Konstruktionspaar logischerweise nur eine einzige Verschiebung aufweisen kann: So haben ein deutsches und ein niederländisches Attibut beide eine konzeptuelle Bedeutung, bezüglich deren sie über das Architransem eine Verschiebung aufweisen oder nicht. Mit anderen Worten, wenn mehrere Verschiebungen konstatiert werden, handelt es sich im Prinzip um unterschiedliche Aspekte. Dass dies doch wie in Konstruktionspaar 52 passieren konnte, findet seine Ursache in den unterschiedlichen Wortbildungsregeln des Deutschen und des Niederländischen. Keine semantische Sache also, sondern eine rein formale. Wie erforderlich meine Lösung auch ist, ganz sauber ist sie allerdings nicht.

 In Subparagraph 1.3 habe ich angegeben, dass ich ein Tertium Comparationis anstrebte, dass weder ausgangstextorientiert noch zieltextorientiert ist. Ich habe an dieser Stelle absichtlich das Verb ‚anstreben‘ verwendet, weil ich mir nicht sicher war, inwiefern die Tatsache, dass die deutschen attributiv gebrauchten Partizipialkonstruktionen den Ausgangspunkt bilden, dieses Ziel beeinflussen würde. Aus der Anwendung des Tertium Comparationis in Kapitel 5 ist hervorgegangen, dass mein Zweifel am Ergebnis zu Unrecht war. Sowohl das übergreifende Konzept ‚Attribut‘ als auch das auf das deutsche und niederländische Attribut basierende Architransem haben die Erwartungen erfüllt und sich als anwendbares und wirkungsvolles Tertium Comparationis erwiesen. Ein gutes Beispiel dafür bilden die Konstruktionspaare 63a heruntergelassenen-naar beneden und 63b heruntergelassenen-op mijn enkels. In beiden Konstruktionspaaren ist die deutsche attributiv gebrauchte Partizipialkonstruktion die gleiche, nämlich heruntergelassenen, während sich die niederländischen Entsprechungen voneinander unterscheiden, naar beneden gegenüber op mijn enkels. Dass das Tertium Comparationis weder ausgangstextorientiert noch zieltextorientiert ist, sondern sich sowohl auf das Ausgangstextattribut als auch auf das Zieltextattribut bezieht, zeigen die beiden unterschiedlichen Architranseme ‚nach unten sinken lassen‘ bzw. ‚an der Unterseite sein‘ und die daraus resultierenden unterschiedlichen Ergebnisse der semantischen Analyse: Konstruktionspaar 63a weist in semantischer Hinsicht keine Verschiebungen auf, während in Konstruktionspaar 63b in Bezug auf den Aspekt ‚Konzept‘ eine Relation der Verallgemeinerung und in Bezug auf den Aspekt ‚Stil‘ eine Relation der Spezifizierung besteht. Es ist, mit anderen Worten, die Relation, die Ausgangstextkonstruktion und Zieltextkonstruktion über das Architransem miteinander haben, die zählt, und nicht eine der beiden.

 

 

6.3 Resümee und darüber hinaus

 

Den vorhergehenden Paragraphen resümierend, kann in Bezug auf die praktische Anwendbarkeit des Tertium Comparationis bemerkt werden, dass:

 

- deutliche Anleitungen für die Ausfüllung der Datenformulare 1 und 2 erforderlich sind;

- der Benutzer ein bestimmtes Maß an Anwendungsfreiheit hat;

- der syntaktische Aspekt ‚Wortart des Attributs‘ ausgelassen werden kann;

- der syntaktische Aspekt ‚Stellung der Konstruktionsglieder‘ hinzugefügt werden könnte;

- die Formulierung des Architransems eine problematische und heikle Sache sein kann und demnach den größten Sorgfalt erfordert;

- der Kontext oberhalb des Satzes bei der Formulierung des Architransems eine Rolle spielen kann;

- die syntaktische und semantische Analyse sich gegenseitig beeinflussen;

- im Architransem die künstliche Lösung mit Klammern verwendet wird, wenn Elemente, die mit der Grundbedeutung an sich eigentlich nichts zu tun haben, für den Vergleich des (der) deutschen und des (der) niederländischen Attributs (Konstruktion) durch das Architransem erforderlich sind;

- bei der Analyse und dem Vergleich der deutsch-niederländischen Konstruktionspaare die deutschen attributiv gebrauchten Partizipialkonstruktionen und deren niederländische Entsprechungen gleich wichtig sind.

 

Über die praktische Anwendbarkeit des Tertium Comparationis in dieser Arbeit hinaus stellt sich die Frage, inwiefern dieses auch andere Anwendungsmöglichkeiten hat. Damit meine ich, inwiefern es auch auf andere Konstruktionsarten, auf andere Sprachenpaare usw. anwendbar ist. Die theoretische Grundlage des Tertium Comparationis ist das übergreifende Konzept, d.h. das etwas, was bestimmte Elemente aus dem Ausgangstext und die entsprechenden Elemente aus dem Zieltext gemeinsam besitzen. In dieser Arbeit ist dies das Konzept ‚Attribut‘, aber es kann ebenso gut ein anderes sein, z.B. das Konzept ‚Modalität‘, das Konzept ‚Komparation‘, das Konzept ‚Metrum‘, das Konzept ‚Wortspiel‘. Wie das Konzept ‚Attribut‘ in dieser Arbeit muss ein solches Konzept dann ausgearbeitet werden, sodass eine dazugehörige Datenkarte 1 aufgestellt werden kann, anhand deren eine formale Analyse wie die syntaktische in dieser Arbeit durchzuführen ist.

 In Paragraph 4.3 habe ich festgestellt, dass neben der formalen, syntaktischen Seite des Konzepts auch die semantische Seite sehr wichtig ist und dass das eine nähere Ausarbeitung des Konzepts erforderte. Aus diesem Grund habe ich das Konstrukt des Architransems introduziert: Mit dem Architransem kann die semantische Analyse ausgeführt werden. In dieser Arbeit habe ich mich dafür entschlossen, das Architransem auf die Attribute der deutschen und niederländischen Konstruktionen zu basieren oder im Falle eines radikalen Strukturwandels auf das deutsche Attribut und den niederländischen Konstruktionskern. Dies hat gut funktioniert. Ich bin der Meinung, dass dieses Verfahren auch in Bezug auf andere Konzepte angewendet werden kann, wobei es für sich spricht, dass deutlich angegeben wird, worauf sich das Architransem bezieht.

Ich habe die semantische Analyse darauf konkretisiert, indem ich die Aspekte ‚Konzept‘, ‚Stil‘, ‚Kollokation‘, ,Figuration‘, ‚Konnotation‘ und ‚Grammatik‘ als einzelne Bestandteile der Analyse verwende. Auf der Basis dieser Bedeutungstypen habe ich Datenkarte 2 aufgestellt. Meiner Ansicht nach sind die sechs Bedeutungstypen bezüglich vieler Konzepte ohne weiteres zu übernehmen; sollte das nicht möglich sein, können immer semantische Aspekte hinzugefügt oder gestrichen werden, sodass die dem Konzept bestentsprechende Datenkarte 2 ensteht. Wie ich im obigen Paragraphen festgestellt habe, ist die Anwendungsfreiheit nämlich eines der Merkmale des Tertium Comparationis. Die Basis der semantischen Analyse bleibt jedoch dieselbe. Mit anderen Worten, über die Analyse und den Vergleich deutscher attributiv gebrauchter Partizipialkonstrukionen und deren niederländischer Entsprechungen in deutsch-niederländischen Romanpaaren hinaus hat das in dieser Arbeit konstruierte Tertium Comparationis auch andere Anwendungsmöglichkeiten.

 

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